Eine Verschwörungstheorie
Falsch, aber dennoch bedenklich
 
Was bräuchte man, wenn man die Welt in seine Gewalt bringen wollte, möglichst, ohne dass die Menschen und Regierungen es merken?
Ideal wäre etwas, dass abhängig macht, wie Tabak, das aber nicht als Suchtmittel, sondern als Genuss gilt. Etwas, das ganz viele Menschen haben möchten, für das sie bereit sind Geld zu bezahlen und zwar immer wieder. Man müsste also zunächst mal eine Abhängigkeit erzeugen.
Aber das genügt noch nicht, um die Menschen dahin steuern zu können, wohin man sie haben will. Man braucht etwas, das ihr Denken und Fühlen beeinflusst, etwas, mit dem man den meisten Menschen Vorstellungen einpflanzen kann, die sie dann für ihre eigenen Ideen und Gedanken halten. Dazu wäre es hilfreich, wenn man den Menschen bestimmte Verhaltensmuster aufzwingen könnte, so wie früher die Tradition: "Das tut man nicht! Das macht man so!"
Dadurch könnte man die Verschiedenheiten der vielen Kulturen vereinheitlichen, die Nazis sprachen in solchen Fällen von "gleichschalten". Es gäbe dann einen Weg, auf dem man - wenn auch in verschiedenen Sprachen - die meisten Menschen ansprechen kann.
Sobald die Menschen abhängig sind und gelernt haben nur noch in den vorgegebenen Bahnen (Programm heißt Vorschrift) zu denken, könnte man das dann endlich nutzen, um sie alle direkt oder indirekt anzusprechen, indem man sie zwingt sich regelmäßig mit der Zentrale in Verbindung zu setzen, die natürlich nicht als solche zu erkennen sein darf. Also entwickelt man verschiedene Wege um Einfluss zu nehmen, ohne dass auffällt, dass sie letzten Endes nur verschiedenen Spielarten von ein und demselben sind. Diese Tarnung übernehmen die Menschen sogar selbst, wenn man nur an ihre Eitelkeit appelliert und sie auffordert mitzumachen.
In Wirklichkeit dient das so entstehende Netzwerk nicht nur der Verbreitung der erwünschten Vorstellungen, sondern auch der Kontrolle, ob auch alle brav mitspielen. Wenn nicht, brandmarkt man sie als etwas Schreckliches (Verräter, Terrorist) und gibt sie dadurch zur Verfolgung und zum Abschuss frei, den man selbstverständlich auch nicht mehr Auge in Auge ausführen muss, sondern von Gerichten, oder von einem Roboter, oder einem bezahlten Täter erledigen lässt.
Geht nicht? Gibt's nicht?
Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Stromnetz, Telefonnetz?
Bill Gates wurde durch eine derartige Strategie (Microsoft = Winzigweich) zum zeitweise reichsten Mann der Welt. Also funktioniert das zumindest wirtschaftlich. Mark Zuckerberg (Facebook = Gesichterbuch) verdient sein Geld damit, dass er Menschen ihre Eitelkeit austoben lässt und ihre Vorlieben an die Werbewirtschaft verkauft. Die Nutzer - die er als Freunde betitelt - füllen freiwillig das Medium und geben freiwillig ihre Daten preis. Wie meinte John Heartfield? "Nur die dümmsten Kälber, wählen ihre Schlächter selber!"
Steve Jobs (Apple) zeigte, dass sich gutes Design für horrende Preise verkaufen lässt und sich die Nutzer eine ziemliche Abhängigkeit von einer Firma und deren Vorstellungen weitgehend gefallen lassen, auch, wenn er manchmal zu voreilig war (der Newton kam einfach zu früh). Apple zeigte auch, wie man die Abhängigkeit erweitert, indem es die Gefühle über Musik ansprach (ipod / itunes) und bisher nicht integrierte Dienste (Telefon) in die Produktpalette mit aufnahm (iphone, ipad). Dazu passen die Gerüchte zum itv und zur iwatch, auch, wenn man sich fragt, wozu die gut sein sollen, da beides bereits mit bestehenden Geräten möglich ist (Fernsehen und Uhrzeit).
Dabei ist die Idee alle Menschen über ein Medium anzusprechen nicht neu. Die Nazis propagierten deshalb den Volksempfänger (Radio), damit man jeden Bürger direkt ansprechen könne. Konrad Adenauer trieb die Gründung des ZDF (Fernsehen) voran, weil ihm die ARD zu unabhängig und kritisch war (lang ist's her). Es waren wieder die Konservativen, die den Privatfunk einführten und wieder unter falscher Flagge (Meinungsvielfalt, Bürgerfunk), ihm aber zugleich die nötigen Mittel verweigerten (ausreichend große Sendegebiete, um sich auch Journalismus leisten zu können).
Das Geniale am Computer war, dass er die Sprache der Mathematik benutzt, die in allen Ländern gleich ist und die eine fast unbegrenzte Zahl von Anwendungen ermöglicht. Am Anfang schien der Computer nur eine Rechenmaschine zu sein, bis dann Apple (zum Teil von anderen übernommen) Textverarbeitung, Mal- und Zeichenprogramm, Aufzeichnung von Tönen und Bildern, Wiedergabe von Klängen und Filmen, sowie Datenbankfunktionen und Kalender anbot. Irgend etwas davon konnte fast jeder gebrauchen.
Für viele Menschen war der Rechner zunächst die Fortentwicklung der Schreibmaschine. Man konnte Fehler leichter korrigieren und Textbausteine zig Mal nutzen, sparte also Zeit und Gedanken. Wie damals jemand auf die Idee kommen konnte, es gäbe bald das "Papierlose Büro", erscheint im Nachhinein schleierhaft.
Sobald die Wirtschaft, aber auch die Schulen, den Computer akzeptierten, gerieten die Privathaushalte unter Druck. Sie mussten sich einen Rechner anschaffen, um seine Nutzung zu erlernen, oder um ihren Kindern nicht den Weg in eine bessere Zukunft zu verbauen. Damit war für eine fast lückenlose Ausstattung der Haushalte und gigantische Gewinne gesorgt. Wenn störte es, dass bei den Initiativen, die erst Computer und später das Internet in die Schulen brachten, die Inhalte fehlten? Es gab zunächst weder Lehrpläne, noch geeignetes Material.
Es gelang, wovon jeder Dealer (Drogenlieferant) träumt: Die Menschen wurden angefixt und abhängig!
Nun brauchte es nur noch ein Netz mit dem man Inhalte verteilen und Kontrolle ausüben konnte und es entwickelte sich zunächst lokal (Btx) und später international (Internet). Und damit möglichst viele mitmachen, wurde sehr viel kostenlos angeboten, oder durch Werbung finanziert. Dass man dabei auch die Benutzer auszuforschen begann, sagte man lieber nicht.
Den Benutzern fiel auch gar nicht auf, dass es einen gemeinsamen Nenner gab, denn der Wettstreit von Microsoft, Apple und Unix, bzw. Linux, ließ die Welt doch vielfältig erscheinen. Kaum jemand stellte die Sicherheit und Vielfalt des Internets in Frage, das angeblich ein Netz ist, bei dem die Inhalte sich jederzeit einen anderen Weg suchen können. Solange der Übertragungsweg die großen Leitungsbündel der Telekomunikationsanbieter sind, stimmt das nur bedingt, den die Interkontinentalverbindungen über im Meer verlegte Kabel gibt es nicht in beliebiger Menge. Man kann also sehr wohl den Zugang rein physikalisch drosseln. Auch Mobilfunk kann gestört werden, wenn zentrale Knotenpunkte betroffen sind.
Nachdem sich nun abzeichnet, dass viele große Anbieter (neben den genannten, etwa Google und Twitter) in Nordamerika sitzen und dort auch ihre Daten an staatliche Stellen (NSA) weiter geben, und das natürlich hinter dem Rücken der Benutzer, könnte man auf die Idee kommen, dass die Vereinigten Staaten genug vom Kriegführen hatten und nun lieber virtuell nach der Weltherrschaft streben.
Aber diese Verschwörungstheorie ist falsch. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: In den USA wird selten über die Folgen des eigenen Tuns rechtzeitig nachgedacht, sondern man macht erst mal und sieht dann, was dabei heraus kommt. Dieses veraltete Denken (Versuch und Irrtum) taugt aber nicht mehr, wenn die Auswirkungen des eigenen Tuns auf Grund meiner Macht weltweit spürbar werden können (z.B. Verringerung der genetischen Vielfalt und Gefährdung der weltweiten Ernährungsgrundlage durch Monsanto und Co.).
Aber ein Körnchen Wahrheit ist doch drin: Versuchen Sie heute mal ohne Computer und ähnliche Geräte (Mobiltelefon, Navigationsgerät, etc.) sowie ohne elektronische Hilfsmittel (vom Auto über die Heizung, den Fernseher bis zur Waschmaschine) zu leben, dann spüren Sie sehr schnell, wie abhängig die Menschheit geworden ist.
 
Das Bild zeigt nicht das Gebäude der NSA, sondern eines auf dem Campus der Uni Stuttgart, bei dem man eben auch nicht sieht, was darin gemacht wird. Vermutlich verbirgt sich dahinter eine Feuertreppe für Notfälle. Aber als Symbol für undurchsichtige Verhältnisse taugt es.
Carl-Josef Kutzbach
Sonntag, 16. Juni 2013