Schluss mit dem Pfusch!
 
Die Menschen in Stuttgart und im Land haben die Nase gestrichen voll von dem Streit um den Stuttgarter Hauptbahnhof. Sie sind es müde:
  1. immer wieder neue Versprechungen zu hören,
  2. immer wieder zu erfahren, dass führende Leute bei diesem  Projekt gemogelt oder versagt haben,
  3. immer wieder neue Kostensteigerungen zu erfahren,
  4. immer wieder über Für und Wider zu streiten,
  5. immer wieder zu entdecken, dass die Pläne nicht so gut sind, wie man das bei dem Aufwand erwarten würde,
  6. immer wieder von der Bahn als dumm dargestellt zu werden,
  7. immer wieder nachbohren zu müssen, was Sache ist,
  8. immer wieder demonstrieren zu müssen, weil die Politik ihre  Hausaufgaben nicht gemacht hat,
  9. immer wieder neue Fertigstellungstermine zu hören, dabei sollte der Bahnhof ursprünglich bereits 2008 in Betrieb gehen, aber die Bahn selbst legte das Projekt auf Eis,
  10. immer wieder Mängel der Demokratie zu entdecken.
Die Schlichtung hat einige Mängel aufgedeckt, aber keinen Durchbruch gebracht. Der Vorschlag für einen Kombibahnhof mag gut gemeint gewesen sein, aber weder die Bahn, noch die Politiker, die das Debakel zu verantworten haben, trauen sich über ihren Schatten zu springen, ihre Fehler einzugestehen und lehnen deshalb alles ab, was nicht S21 heißt.
Nun haben ein profunder Kenner der Stadt und ihrer Architektur (Prof. Ostertag, ehem. Präsident der Bundesarchitektenkammer) und ein renommiertes Verkehrswissenschaftler-Büro (Vieregg-Rössler) einen neuen Vorschlag vorgelegt, der Frieden stiften könnte.
(Dort kann man eine Datei herunter laden, die in Form eines pdf den Plan erläutert. Größe: 17 MB)
Sehr vereinfacht schlagen die Autoren vor den bisherigen Bahnhof zu sanieren, den Busbahnhof unter die Gleise längs des Parks zu verlegen (trocken und kurze Wege beim Umsteigen), und den Tiefbahnhof erst zu bauen, wenn der Kopfbahnhof absehbar an seine Grenzen stößt. Dabei soll der Tiefbahnhof parallel zu S-Bahn in Bahnhofsmitte liegen (kurze Wege) und den Regional- und Fernverkehr im Tunnel bis zur Filder führen und dann ab dem Bahnhof Flughafen längst der Autobahn zur Albquerung. Ein Abzweig parallel zur B 27 nach Tübingen wäre denkbar und würde  die Fahrzeit erheblich verkürzen.  
Die Vorteile, die ich sehe:
  1. 1.Der Vorschlag kann sofort umgesetzt werden (Sanierung des Kopfbahnhofes kann sofort beginnen (allerdings kostet das die Bahn Geld, während beim Neubau der Bürger mit bezahlten muss)). Das bedarf keines neuen Planfeststellungsverfahrens.
  2. 2.Kein Tunnel quer zur Fließrichtung des Grundwassers und der Mineralquellen, also weniger Gefahr für die Quellen.
  3. 3.Wassermanagement (Blaue Rohre) ist damit wohl überflüssig
  4. 4.Schonung des Parks. Eventuell Erweiterung beim jetzigen Wartungsbahnhof und ehemaligen Paketpostamt.
  5. 5.Keine Verlegung der Stadtbahn nötig.
  6. 6.Etwa nur ein Drittel der Tunnelstrecken nötig.
  7. 7.Kosteneinsparung von ca. 3 Milliarden.
  8. 8.Das Projekt kann nach Bedarf (steigende Fahrgastzahlen) und Kassenlage (der Staat ist Pleite) rasch oder langsam umgesetzt werden.
  9. 9.Eine gründliche Diskussion mit den Bürgern wäre deshalb möglich, ehe neue Planfeststellungsverfahren (für Tunnelstrecke und Flughafen-Bahnhof) eingeleitet werden müssen.
  10. 10.In Stuttgart könnten Befürworter und Gegner guten Gewissens sagen, dass sich ihr Streit gelohnt hat und ein ziemlich verpfuschtes und von den Bedürfnissen der Bürger überholtes Projekt durch den Streit verbessert wurde.
Meine Bitte:
Schauen Sie sich die Pläne an. Zeigen Sie sie Bekannten. Suchen Sie nach Schwachstellen (z.B. sind im Foto Bäume an Stellen, an denen m.E. nicht genügend Erde vorhanden ist, z.B. über der Klettpassage). Drängen Sie alle Politiker und die Bahn dazu sich damit eingehend zu befassen.
Es ist aller höchste Zeit, dass wir Bürger denen da oben zeigen, dass wir von ihnen erwarten, dass sie erstklassige Arbeit abliefern, die uns nützt und keine unendliche Geschichte, bei der man vor lauter Pfusch gar nicht weiß, was man mehr kritisieren soll, die Pläne, oder die die sie für gut hielten und offenbar ohne gründliche Kenntnis dafür gestimmt haben.
Stuttgart hat besseres verdient, als S21!
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Freitag, 26. August 2011