Alleen
 
Bei diesem Bild von Tübingens Neckarinsel fällt mir Rilkes Herbstgedicht ein, in dem es heißt:
 
„Wer jetzt allein ist wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben,
und unruhig in den Alleen wandeln,
wenn die Blätter treiben.“
 
Heute sollen Alleen mal wieder abgeholzt werden, weil sie unvorsichtigen Autofahrern zum Verhängnis würden, wenn diese von der Straße abkommen. Das gab es schon mal in den 60/70er Jahren, als mit großem Aufwand Bäume am Straßenrand gefällt wurden, damit niemand gegen sie fahren könne. Was ist denn da Ursache und was Wirkung?
Dass schon die Römer entlang ihrer Straßen einen Grünstreifen ohne Bewuchs pflegten, diente der Sicherheit, um Überfällen durch Übersichtlichkeit vorzubeugen. Sie hatten ja oft schnurgrade Straßen, die über große Entfernungen übersehbar waren. Heute geschieht es, damit kein Ast auf Straßen oder Gleise fällt.
Seit Straßenmeistereien und Bahn entsprechende Fräsen haben, wird von Oktober bis März mit viel Energie und Lärm der Wegesrand vom Baum und Busch befreit. Diese Kilometerlange Vernichtung von Lebensraum von Tieren und Pflanzen taucht in keinem Umweltschutzbericht auf.
Carl-Josef Kutzbach
Sonntag, 26. Oktober 2008