In England kommt auf vier Personen eine Überwachungskamera (CCTV). Einer der vier müsste eigentlich den Bildschirm über-wachen, auf dem gerade einer von ihnen zu sehen ist. Das ist freilich eine Illusion, denn es kann nicht ein Viertel einer Nation nachschauen, ob die restlichen drei Viertel gerade etwas an-stellen, oder nicht. Also dienen die Kameras der Beruhigung: „Wir haben etwas getan!“, erzeugen aber vielleicht genau das Gegen-teil, nämlich die Sorge: Hier ist es so gefährlich, dass Kameras aufgestellt wurden, was dann eher Angst, als Beruhigung erzeugt. Nun sind die Engländer in der Tat durch Attentate, vor allem das in der U-Bahn erschüttert worden. Aber die Dokumentation des öffentlichen Lebens schreckt wohl nur den Attentäter ab, der hofft lebend und unbestraft davon zu kommen, jedoch keinen, der selbst beim Attentat sterben will.
Und in Deutschland? Gehe ich durchs Treppenhaus zur Haustür komme ich an Türspionen vorbei, die in den späten Fünfzigern, Anfang der sechziger Jahre Mode wurden. Auf dem Weg zum Bus komme ich an mehreren Häusern vorbei, deren Türklingeln durch ein Kameraauge ergänzt wurden. Im Bus dann die Halbkugel-förmigen Überwachungskameras an der Decke. Dasselbe in vielen U- und S-Bahnen, sowie in unterirdischen Ladenpassagen unter Verkehrskreuzungen. Im meinem kleinen Lebensmittelladen hängen noch Kameras, die schon recht betagt aussehen. In vielen Kaufhäusern wimmelt es von Kameras, um Ladendiebe abzu-schrecken Ob sich das lohnt? An modernen Bürogebäuden ist manchmal die ganze Front durch Kameras unter Beobachtung, der Eingang sowieso.
Kein Wunder, wenn niemand auffällt, wenn Verbrecher eine Kamera über dem Bankautomaten aufhängen, um PIN-Nummern auszuspähen. Das ging mir auch so. Ich sah das Ding, dachte die Bank habe es zur Überwachung des Raumes angebracht und be-nutzte – allerdings durch Abdeckung der Ziffernfeldes geschützt – den Bankautomat. So entstand mir und meinem Konto kein Schaden, aber nach Entdeckung der Kamera musste vorsorglich die Bankkarte samt PIN-Nummer ausgetauscht werden. Hier diente also die Kamera und die Überwachung gerade nicht der Sicherheit, sondern dem Verbrechen. Das Beispiel zeigt zudem, dass die Technik heute so klein und billig geworden ist, dass die Ganoven den Verlust der Kamera einkalkulieren.
Schwarze Sheriffs nannte man in München in den siebziger Jahren die ersten privaten Wachleute, die den früher weit verbreiteten Polizisten oder Wachtmeister an der Ecke, der zu Fuß durch sein Revier schritt und die meisten Bewohner mehr oder minder gut kannte ersetzten. Der Rückzug des Staates wurde also dort, wo es sich lohnte, durch private Sicherheitsfirmen ausgeglichen, denen jedoch nicht das Wohl der Allgemeinheit, sondern das ihres Auftraggebers am Herzen liegt. Schutz und Sicherheit also nur noch für die, die es sich leisten können.
Sicherlich hat sich in Deutschland damals zur Zeit der terroristi-schen RAF Angst breit gemacht, wurden an den Türen zu Funk-häusern und anderen öffentlichen Einrichtungen zusätzliche Wände aus Panzerglas eingezogen und die Personenkontrollen verschärft, später mussten sich Medienvertreter an jedem Prozesstag in Stuttgart-Stammheim durchsuchen lassen, aber erklärt das die Ausbreitung der Überwachung?
Am Stuttgarter Hauptbahnhof hat man zum Schutz der Baustelle und um eventuelle Straftaten durch Gegner des Umbaues leichter aufklären zu können kürzlich ebenfalls Videokameras installiert. Auf der anderen Seite streitet eine Verwaltung staatlicher Schlös-ser und Gärten mit einem Fotografen darüber, ob der mit Bildern dieser Schlösser Geld verdienen darf, oder etwas davon abgeben muss. Und Prominente verklagen Boulevardmedien weil deren Fotografen in ihr Privatleben eindrängen. Passt das zusammen? Hier Schutz der Persönlichkeitsrechte am eigenen Bild, dort Über-wachung aller auf Verdacht? Hier der Versuch den Gelderwerb mit Gegenständen, die der Allgemeinheit gehören einzuschränken, dort der Ausschluss von vielen öffentlichen Plätzen und Verkehrs-mitteln, wenn man sich nicht fotografieren lassen will?
Wer Überwachungskameras vermeiden wollte, dürfte sich in den meisten Großstädten kaum in Fußgängerzonen, dem Öffentlichen Nahverkehr oder auf Bahnhöfen bewegen, geschweige denn in Läden aller Art. Ist das in einem Rechtsstaat überhaupt zulässig, dass der Bürger sich zwangsläufig der Überwachung unterwerfen muss, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können?
Ein besonders augenfälliges Beispiel ist das Fliegen. Einst Privileg Wohlhabender und wichtiger Leute, die entsprechend zuvor-kommend behandelt wurden. Heute ein Massenverkehrsmittel, das nur betreten darf, wer vorher einen halben Striptease durch-geführt hat, oder durch den Nackt-scanner ging und auf Taschen-messer, Nagelfeile und andere Utensilien verzichtete. Die Menschenwürde blieb da so ganz nebenbei auf der Strecke.
Wieso überhaupt diese weitgehende Überwachung? Woher kommt sie? Was bezweckt sie?
Man darf wohl vermuten, dass mit zunehmendem Besitz auch die Angst des Verlustes wächst, also Wohlstand auch zur Angst bei-trägt. Schaut man zurück, dann haben in Deutschland sicherlich die Umbrüche um 1968 und die Terroristen der siebziger Jahre die fette Selbstzufriedenheit der Adenaueraera beendet, die unter Anderem von dem Selbstbetrug getragen war, dass man das Dritte Reich und den Nationalsozialismus hinter sich gelassen habe, weil ja die Täter alle bestraft und verschwunden schienen. In Wirklichkeit hatten viele weiterhin Karriere im neuen jungen Staat gemacht, einfach weil gar nicht so viele unbelastete Menschen verfügbar gewesen wären. Wie viele NS-Größen auch nach dem Krieg gute Stellungen innehatten kommt ja in vielen Fällen erst heraus, wenn nach fünfzig oder mehr Jahren, also wenn schon lange keiner mehr im Dienst ist, die Geschichte der Behörde, der Universität oder der Firma untersucht wird. Und selbst dann gibt es manchmal noch wütende Proteste, wie bei der Wehrmachtsausstellung, die zeigte, dass eben auch Soldaten an Gräueltaten beteiligt waren und nicht nur die SS.
Das Aufkommen der Türspione fällt zeitlich auch zusammen mit dem Aufkommen des Fernsehens und der Straßenfegerkrimis (z.B.: Das Halstuch von Francis Durbridge), die die halbe Nation vor den Bildschirm bannte. Der zunehmende Wohlstand förderte natürlich auch Boulevardzeitungen und Zeitschriften, die Kriminal-fälle jener Zeit genüsslich ausbreiteten, etwa den der getöteten Edelhure Nitribit.
In dem Maße, wie das Fernsehen zum Tröster und Begleiter der Einsamen wurde, wuchs auch – vor allem bei Älteren – die Sorge Opfer einer Straftat zu werden. Sie sehen ja täglich in Nachrichten und Krimis, wie schlecht und gefährlich die Welt geworden scheint. Also bestehen sie auf dem Abschließen der Haustür bei Anbruch der Dunkelheit, oder lassen sich Sicherheitsschlösser anbringen. Dass es den Machern nicht um ein realistisches Abbild der Welt geht, sondern um die Einschaltquote, die man am ehes-ten mit Sensationen erreicht, wird vergessen. Gesellschaftliche Veränderungen, eben zunehmende Isolierung des Einzelnen und eine Mediengestaltung, die nicht mehr der Wirklichkeit verpflichtet ist, wirken hier zusammen.
Ein weiterer Einfluss könnte die einfachere Verfügbarkeit von Kameras sein, die fast jedem erlaubt überall Bilder zu machen. Also können mehr Dinge gezeigt werden, die man früher nur vom Hörensagen erfuhr, etwa Schulhofprügeleien, Unglücke, Attentate und Überfälle, so dass auch dadurch der Eindruck einer gefähr-lichen Welt gefördert wird. Von den Möglichkeiten der Bildmani-pulation ganz zu schweigen.
Es gibt aber noch ganz andere angstmachende Einflüsse: Seit dem Bericht an den Club of Rome, der die Grenzen des Wachs-tums ansprach, ist klar, dass der Wohlstand sich nicht beliebig weiter vermehren lässt. Auch in der Wirtschaft gab es Vertei-lungskämpfe, Übernahmen und Verdrängungswettbewerb. Die Ölkrise von 1974, später das Waldsterben und der Klimawandel zeigten deutlich, dass unser Wirtschaften nicht immer von der Sorge um das Gemeinwohl getrieben war, sondern von Egoismus und Gier. Als dann Deutschland wieder Soldaten ins Ausland schickte, als die Kaufkraft nicht mehr stieg, aber die Zahlen der Bettler auf den Straßen, als die Rationalisierung und Privati-sierung Millionen Arbeitslose schuf und die Staatsverschuldung ins Unvorstellbare stieg und obendrein die Banken ihr einziges Gut verspielten, das Vertrauen, und die Politik weitgehend ahnungs- und hilflos zusah, da wuchs verständlicher Weise die Angst weiter. Tatsächlich kamen nach dem Zusammenbruch des Ostblocks von dort auch ehemalige Geheimdienstleute und Verbrecher, um hier - im scheinbar „Goldenen Westen“ - sich ihren Teil vom Wohlstand zu sichern.
Mit zur Angst dürfte aber auch beigetragen haben, dass man immer weniger Firmen so vertrauen darf, wie einst dem schon fast legendären redlichen Kaufmann, sondern Firmen mit vielen Zeilen Kleingedrucktem ihre wahren Interessen zu verschleiern versuchen. Lebensmittelskandale, Versicherungs und Banken-pleiten, Betrugsfälle, all das trug ebenfalls nicht dazu bei die Angst der Menschen zu verringern.
Hinzu kamen aber auch zig neue technische Möglichkeiten, die manche Menschen schlicht überfordern. Die wenigsten sind in der Lage ihren Rechner zuverlässig und dauerhaft vor Schadsoftware zu schützen und nicht auf zweifelhafte Angebote herein zu fallen. Datendiebstahl spürt man ebenso wenig, wie die ständige Über-wachung durch Kameras. Den Schutzmann an der Ecke, denn sah man, konnte mit ihm sprechen, oder als Lausbuben vor ihm da-vonlaufen. Datendiebe bekommt man fast nie zu Gesicht. Ihre Gefährlichkeit oder Harmlosigkeit lässt sich nicht durch das Gespür feststellen, nicht wahrnehmen, sie sind genau so unheimlich, wie Lebensmittelzusatzstoffe deren Bedeutung und Gefährlichkeit der Einzelne in der Regel nicht einschätzen kann, auch, wenn sie auf der Verpackung draufstehen müssen. Das ist – wie die Überwachungskameras – in den meisten Fällen der Nach-weis, dass die Politik etwas getan hat, nicht aber eine wirkliche Hilfe. Gerade aber diese nicht sinnlich spürbaren Gefahren wie unsichere Arbeitsplätze, Datenmissbrauch, Klimawandel, Börsen-krisen, bei denen der Einzelne auch meint kaum etwas dagegen tun zu können, fördern unbestimmte Ängste.
Das Gefühl der Ohnmacht wird auch dadurch verschärft, weil der Mensch immer öfter nur noch mit Maschinen kommuniziert (Fahr-kartenautomat, Bankomat, Telefonansage, Computer), statt mit Menschen, mit denen man in Zweifelsfällen vielleicht reden kann. Wie oft endet eine Gesprächsversuch, ein Suchen nach Hilfe bei einer Hotline in der Warteschleife? Wie oft geben Menschen ent-nervt auf, weil sie niemanden finden, der sich ihrer und ihrer Probleme annimmt? Wie oft hat Mobilität Freundschaften und Familien zerrissen? Wie oft behindern elektronische Spielzeuge, dass Eltern und Kinder miteinander gemeinsam etwas machen, mit einander reden?
Wer auf seinem Mobiltelefon spielt, telefoniert, damit SMS schreibt, ist nicht ganz anwesend, denn er konzentriert sich ja auf etwas Anderes. Das Gleiche gilt für viele andere Geräte. Der Com-puter wurde zum Kollegen. Aber wenn man ihn abends aus-schaltet, sieht man nicht, was man an diesem Tag geschafft hat. Das sinnliche Vergnügen des Erfolgs, das wohlgefällige Betrachten des Geschaffenen, die Befriedigung, der Stolz auf die geleistete Arbeit, das blieb auf der Strecke. Der Mensch braucht aber solche Rückmeldungen um sich wohl zu fühlen. Er braucht Lob, Aner-kennung, das Gefühl ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft zu sein. Kein Wunder wenn psychische Erkrankungen rasant zunehmen.
Wenn zudem immer mehr Kinder durch Scheidungen ein Elternteil verlieren, also erleben, dass sie sich nicht mal auf ihre nächsten Verwandten verlassen können, dann ist auch das ein Mosaikstein zur ängstlichen Gesellschaft. Viel mehr dürfte aber wirken, dass auch die Erwachsenen das Vertrauen in Politik und Institutionen, z.B. Banken verloren haben, verlieren mussten, wenn sie sich ernsthaft mit den Problemen der Gegenwart befassen. Es wurde die Gemeinschaft und die Solidarität von den Eliten aufgekündigt, die sich schamlos bereichern und jenen Politikern die ihre Haus-aufgaben nicht gemacht haben und Regelungen trafen, bei denen der gebildete Laie sofort ahnte, dass das nicht richtig sein konnte (Cross Border Leasing, Privatisierung, um Löhne zu drücken, Geheimverträge mit der öffentlichen Hand, z.B. Lkw-Maut).
Hinzu kommt ein rasanter technischer Wandel, der von immer mehr Menschen nicht mitvollzogen werden kann, sei es, weil sie nicht mehr mitkommen, aber spüren, wie ihr bisher angehäuftes Wissen wertlos wird, oder sei es, dass sie sich die technischen Spielereien nicht leisten können. Beides führt zum Gefühl der Un-sicherheit und des Ausgegrenzt-Werdens, also auch zu Ängsten.
Da zehn Prozent der Bevölkerung immer reicher werden und diesen Reichtum auch oft protzig zur Schau stellen, aber achtzig Prozent Kaufkraftverluste hinnehmen mussten, hat eine Spaltung der Gesellschaft stattgefunden, die auf Dauer nicht gut gehen kann. In der Geschichte führte so eine Situation entweder zur Unterdrückung der Massen durch autoritäre Regime, oder zum Sturm der Massen auf Machtsymbole und zur Absetzung der Eliten. Ersteres wäre dank moderner Überwachungstechnik mach-bar. Letzteres findet in Nordafrika, Vorderasien und Russland bereits ansatzweise statt. Beides bietet keine Gewähr auf eine vernünftige, lebenswerte Zukunft, die letztlich der größte Teil der Bevölkerung ersehnt. Auch das trägt zur Angst bei.
Betrachtet man die vielen Überwachungskameras und anderen Schutzmaßnahmen unter diesem Blickwinkel, dann verraten sie vor allem, dass wir in einer ängstlichen Gesellschaft leben, die sich und ihrer Zukunft wenig zutraut. Angesichts der gegenwär-tigen Eliten und deren Ratlosigkeit eine durchaus realistische Einschätzung.
Aber man kann darin auch ein ermutigendes Zeichen sehen: Da eine ängstliche Gesellschaft nicht dauerhaft lebensfähig ist, muss ein Wandel stattfinden und an diesem kann und sollte jeder mit-wirken. Es gibt bereits viele Ansätze und Versuche anders und besser zu leben, seien es Tauschringe, Ehrenamt, Nachbarschafts-hilfe, Naturschutz, die ganze Bio-Wirtschaft, die ja eine einzige Misstrauenskundgebung gegenüber der modernen Landwirtschaft ist, Recycling, Verschenkbörsen, Fair gehandelte Waren, Car-sharing, Leihfahrräder (was die Provos bereits Ende der sechziger in den Niederlanden versuchten), lokale Währungen, den Global Marshall Plan, um nur ein paar zu nennen.
Am Beispiel von Stuttgart 21 kann man studieren, wie sich alte und neue Kräfte messen. Ein Projekt, dass den Bürgern als Genie-streich verkauft wurde, entpuppte sich bei näherem Betrachten als Mogelpackung (es sollte z.B. 2008 fertig sein). Die Bahn und ihre Vertragspartner versuchen – ganz in der alten Denkweise – mit Macht Fakten zu schaffen und das Projekt durchzuziehen, auch wenn ein beachtlicher Teil der Bevölkerung und der Fach-leute das Projekt ablehnen und auf die Missachtung geltender Bestimmungen hinweisen. Diese Bürger haben weitgehend fried-lich durch Demonstrationen und Öffentlichkeitsarbeit eine Schlich-tung und einen Volksentscheid erreicht, sowie zum Regierungs-wechsel nach 60 Jahren CDU beigetragen und damit einem neuen Politikstil den Weg geebnet. Weil die Auseinandersetzung nur vor-dergründig um den Bahnhofsumbau geht, in Wirklichkeit aber nach der gesellschaftlichen Machtverteilung fragt, und die beste-henden Eliten in Frage stellt, führen die Ängste auf beiden Seiten zu überzogenen Reaktionen. Vor allem in den Leserbriefen im Internet kann man die blinde Wut mancher sehen, die keinem Argument zugänglich sind und nur ihre eigene – zwangsläufig beschränkte- Sichtweise gelten lassen.
Der Regierungswechsel in Baden-Württemberg dürfte dabei dazu beitragen, dass der Konflikt nicht wie im September 2010 mit Gewalt und Wasserwerfern ausgetragen wird, sondern ernsthaft und redlich versucht wird eine Lösung zu finden, die geltendem Recht entspricht und die Bedenken der Bürger würdigt. Ob das gelingen kann, hängt aber von allen Beteiligten ab.
Sollten die bisherigen Machteliten die Zeichen der Zeit nicht erkennen und mit aller Macht das Projekt durchziehen, ist ein Phyrrussieg sehr wahrscheinlich. Schon jetzt hat die Deutsche Bahn erhebliches Vertrauen verspielt, da sie erst vom "bestge-planten Projekt Europas" sprach, das sie dann selbst vorüber-gehend stoppte und mittlerweile muss sie immer wieder zugeben, dass notwendige Voraussetzungen von ihr selbst noch nicht geschaffen wurden, oder der Zeitplan und die Kosten aus dem Ruder laufen. Natürlich spekulieren die alten Machteliten darauf, dass das alles vergessen ist, wenn erst einmal der erste Zug fährt. Aber wenn eine Stadt jahrzehntelang unter dem Streit um ein Projekt und später unter seiner Umsetzung leidet, dann kann das auch dazu führen, dass die Wut darüber auf den Verursacher zurück fällt, zumal, wenn er sich nicht als verlässlicher Partner, sondern als rücksichtsloser Trickser und Meister falscher Verspre-chungen (der Umbau sollte sich ursprünglich durch Grundstücks-erlöse finanzieren, heute geht selbst die Bahn von 4,5 Mrd. Euro aus) verhielt.
In Stuttgart arbeitet ein erheblicher Teil der Bürger bereits daran eine bessere Zukunft zu gestalten. Da könnte es für die alten Machteliten irgend wann heißen: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“