80 Anmeldungen gab es in vier Tagen für ein Seminar von Verdi (Dienstleistungsgewerkschaft), bzw. der dju (Deutsche Journalisten Union) zum Thema: "Selbstständige und ALG II (Hartz IV)". In der Einladung hieß es: "Selbstständig, aber das Geld reicht vorn und hinten nicht? Mit Arbeitslosengeld II (Hartz IV) kann die Notsituation minimal gelindert werden."
Dieser Vorgang hat unter freien Journalisten bundesweit erhebliche Diskussionen ausgelöst, denn auch immer mehr Vollzeit-arbeitende Journalisten müssen sich mit Nebenjobs oder Unterstützung vom Staat über Wasser halten. Nicht nur solche, die für eine kleine Zeitung arbeiten und 13 Cent je Zeile bekommen und obendrein noch ein kostenloses Foto liefern sollen, sondern auch Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio blicken sorgenvoll in die Zukunft, weil immer öfter Aufwand und Einkommen sich auseinander entwickeln. Nur bis zu dieser durch das Seminar ausgelösten Diskussion, dachten viele, es ginge nur ihnen so und wenige trauten sich zu sagen, dass ihr Einkommen stagniert, oder gar sinkt.
Dabei hatte schon vor einigen Jahren eine Studie des DJV (Deutscher Journalisten Verband) ergeben, dass der durchschnittliche freie Journalist zwischen 2000 und 2500 Euro brutto Umsatz macht, ja ein Drittel sogar nur 1500 Euro im Monat erreicht. Wie da Qualität entstehen und Unabhängigkeit gewahrt werden soll, ist ein Rätsel.
Beim WDR z.B. werden ungefähr 80% des Programms von den Freien gestaltet, aber deren Honorare sind in der Bilanz in den Sachmitteln versteckt, die 10-12 % vom Umsatz ausmachen.
Bedauerlicher Weise sind diese Zusammenhänge bisher weitgehend unbeachtet geblieben, was auch daran liegt, dass selbst die führenden Wirtschaftsredaktionen Deutschlands nicht fähig waren die Finanzkrise vorherzusehen, ja nicht mal richtig zu erklären, wie eine Studie fand.
Also, was ist eigentlich los?
Allgemeine Wirtschaftsentwicklung
Jahrzehntelang wurde über die Verhältnisse gelebt (mehr Ausgaben, als Einnahmen). Der Staat machte es vor und gefördert von den Banken kauften auch die Bürger auf Pump, oder legten ihr Geld in Steueroasen an (Die Dresdner Bank z.B. warb in den Schaufenstern offen für damals unzulässige Geldanlageformen in Luxemburg.).
Wer ein bisschen Rechnen kann, weiß, dass Banken nicht nur Zinsen, sondern auch Zinseszinsen kassieren. Damit entsteht aus dem "linearen" Zins, ein "exponentieller" Zins, der um so höher wird, je länger die Rückzahlung dauert. Damit wird es finanziell reizvoll geliehene Gelder früher zurück zu zahlen. Also wird beschleunigt und versucht immer schneller zurück zu zahlen. Für die Mitarbeiter bedeutet das Stress (allgemeine Beschleunigung dank Kaufen auf Pump).
Bezahlt man dagegen mit Gespartem, ist dessen Wert, dank Zinsen sogar größer, als die Summe, die man zurück gelegt hat. Wobei bei Niedrigzinsen, wie jetzt, der Wertzuwachs unter der Inflationsrate liegen kann. Aber man ist weniger unter Druck, wie wenn man auf Pump kauft.
Nun hat unsere gesamte Gesellschaft auf Pump gelebt. Die Politik hat Kosten in die Zukunft verschoben, z.B. bei der Umwelt, aber auch, indem Bauten geschaffen wurden, die hohe Folgekosten erzeugen, oder aber durch die Privatisierung von Bahn, Post und Telekom und anderen. Immer wurden Mitarbeiter entlassen und zuerst jene, die besonders schwer einen neuen Arbeitsplatz finden, weil sie nicht besonders helle oder fix sind und ihre Arbeit am Ehesten von einem Rechner übernommen werden konnte (insgesamt wohl über eine Million Arbeitslose aus ehemals staatlichen Betrieben!).
Die Privatisierung hat also Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt (Arbeitslosigkeit, Altersarmut). Wer die gleiche Arbeit mit weniger Leuten und zu einem niedrigeren Preis leisten will, muss irgend wo für den eigenen Gewinn sorgen. Also werden Leute entlassen und die anderen damit zugleich unter Druck gesetzt. In vielen Fällen wurde aber nicht die gleiche Arbeit geleistet, sondern die Qualität ebenfalls gesenkt. Diese Art von Privatisierung kommt uns alle teuer zu stehen. Gewinn machen damit nur ein paar Große und eventuell Aktienbesitzer.
Damit die Ausbeutung funktioniert, muss man den Menschen Angst machen, dass sie verarmen könnten und bereit sind jede Arbeit zu tun. Sonst könnte es ja geschehen, dass niemand diese Arbeit für so wenig Geld macht.
Wir haben es also einerseits mit einer Verschleuderung von Staatsbesitz zu tun, um auf diese Weise die Schulden zu mindern oder zu tilgen. Da das nicht genügt, wurde zweitens eine sogenannte "Managed Inflation" angeregt, bei der die Staatsschulden dadurch sinken, dass der Wert des Geldes durch gezielte Inflation verringert wird und damit eben auch die Schulden.
Zugleich sinken damit die Werte der kleinen Leute, egal ob Sparbuch, Bausparvertrag, oder Rente und Lebensversicherung. Es handelt sich also um eine gewollte Enteignung, die immer mehr Menschen arm macht. Zugleich geht es aber den Reichsten immer besser, denn es gelang diesen Leuten der Politik einzureden, dass man sie schonen müsse (1951 betrug der Spitzensteuersatz 91%, heute um 45% - alles klar?). Details dazu im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der trotz aller Umschreibungen die Spaltung der Gesellschaft deutlich macht.
Wir haben es also mit folgenden Vorgängen zu tun:
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1.Über die Verhältnisse leben - Verschuldung
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2.Exponentialfunktion des Zinseszinses, der zur Eile treibt
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3.Managed Inflation - gezielter Wertverlust
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4.Politik zugunsten der Reichen
Hinzu kam durch Internet und Globalisierung die Möglichkeit Geld schneller über die Kontinente wandern zu lassen, als Arbeitskräfte, so dass die Arbeitskraft entwertet wurde. Die Näher in Ostasien haben die Nähstube an der Straßenecke und die Textilfabriken im Land ersetzt, weil sie aus Not bereit waren für noch weniger Geld zu arbeiten, aber auch, weil sie einen geringeren Lebensstandard haben, als bei uns. Im Grunde ist das ein Schneeballsystem, das sofort zusammen bricht, wenn es keine "Noch-Ärmeren" mehr gibt, oder die Arbeitenden solidarisch wären.
Das, was da abläuft, ist ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten (Manchester-Kapitalismus mit Ausbeutung der Proletarier (die, die nichts außer Nachkommen haben)). Wie rückwärts gewandt das ist, sieht man u.A. daran, dass die Automarke mit dem Stern aus Untertürkheim (ich weiß nicht mehr genau welcher Name gerade aktuell ist) behauptet, sie könne nicht allen Mitarbeitern Tariflöhne zahlen und müsse deshalb über Werkverträge Lohndumping betreiben. Einer ihrer Leitenden meinte in einem Zeitungsinterview die Mitbestimmung brauche man auch nicht mehr. Kurzum, es geht von Partnerschaft in Richtung Herr und Knecht, von Demokratie in Richtung Mediokratie (das Mittelmaß herrscht über / durch die Medien), oder Plutokratie (Das Geld regiert, wie es die Parteispenden der Familie Quandt nahelegen.). In der IT-Branche weiß oft nicht mal mehr der Betriebsrat, dass am Bildschirm stündlich Pausen vorgeschrieben sind.
Es war irgend ein Chef-Depp dieser Firma, der meinte "Shareholder Value" sei wichtiger, als alles andere. Wenn die Befriedigung der Aktionäre (Leute, die Geld übrig haben) die Hauptaufgabe der Wirtschaft wäre, dann könnte man sich doch den gesamten Produktionsapparat sparen. Aber offenbar haben manche Führungskräfte schon vergessen, oder nie begriffen, dass Arbeit zunächst mal dem Lebensunterhalt und der Sinn-Stiftung dient. Nebenbei: In der Steinzeit arbeitete man vier Stunden am Tag, heute acht oder mehr; das nennt man dann Fortschritt. Arbeit war bis vor wenigen Jahrzehnten auch ein wichtiger sozialer Vorgang, egal, ob man gemeinsam Felder mähte, die Ernte einbrachte, Gegenstände schuf, oder Handel trieb. Immer ging es auch um die Begegnung zwischen Herstellendem und Kaufendem.
Veränderungen im Journalismus
Vor ungefähr zehn Jahren schrieb ich selbst auf Grund der Veränderungen an die Redaktionen, für die ich tätig war und warnte davor, dass wir unseren Beruf dadurch ruinieren würden, dass der persönliche Kontakt, das über Jahre wachsenden Vertrauensverhältnis und die Freude an der gemeinsamen Arbeit auf der Strecke bleiben würden, wenn man nur noch per Mail kommuniziere, keine Zeit mehr für einen Plausch habe, und ein Besuch im Funkhaus bei der Redaktion als Störung betrachtet werde. Es ist leider genau so gekommen. Für Menschliches fehlen Zeit und Raum. Beziehungen wurden durch Großredaktionen mit wechselnden CvDs (Chef vom Dienst, also täglich wechselnden Journalisten mit jeweils anderen Fachkenntnissen) erschwert, bzw. zerstört. Wenn aber die Arbeit nicht mehr dem Menschen dient (sowohl den Arbeitenden, als auch denen, die das Produkt nutzen), dann kann man das eigentlich auch bleiben lassen.
Statt dessen wuchs der Zeitdruck in den Redaktionen, aber auch für uns Journalisten. Vom Partner wurden wir zum Lieferanten degradiert. Immer mehr Redaktionsmitglieder haben Zeitverträge, trauen sich also nicht ein Risiko einzugehen, damit sie auch in Zukunft weiter beschäftigt werden. Werbung und angeblich sachkundige Berater haben zu Spartenprogrammen gedrängt, die aber wenig Durchlässigkeit untereinander bieten und deswegen eine Überalterung der Nutzer fördern. Der Aufwand stieg (Eigenproduktion, Anrufbeantworter, Fax, Computer, Mobiltelefon, Kamera, Internet, neue Techniken), aber die Entlohnung kaum. Dank der Privaten dachte jeder, er könne Journalist werden, oder "irgend etwas mit Medien" machen. Die Besten drängen nun an die Fresstöpfe der ARD, der Rest kämpft ums Überleben, oder wird von kostenlosen "Leserreportern und Leserfotografen" verdrängt.
Zur Zeit sollen über 5000 Journalisten arbeitslos gemeldet sein, wie viele unterbeschäftigt sind, weiß niemand. Wenn aber ein Drittel unter 1500 brutto und der Durchschnitt 2000 bis 2500 brutto verdient, dann braucht man über Qualität nicht mehr reden. Sinkt aber die Qualität, dann fragt sich der Nutzer mit Recht, weshalb er dafür bezahlen soll. Die Zeitungskrise zeigt das deutlich, aber diese Krise findet auch in anderen Medien statt.
Handwerkliche Standards gingen über die Jahre verloren. Nicht erst, wenn eine Nachricht aus zwei unabhängigen Quellen kommt (also bestätigt wird), wird berichtet, sondern schon der Verdacht wird kolportiert, damit man als erster damit rauskommt. Vermutlich kennt jeder erbärmliche Schnitzer, die m.E. immer öfter vorkommen.
Das Internet und der Wunsch Klicks zu erzeugen führt dazu, dass das Interesse der Nutzer (rasche Übersicht, Details, wo es interessiert) durch Anmache, vielversprechende Überschriften, Aufteilung des Textes in mehrere Seiten und viel zu häufig nicht gehaltenen Versprechen konterkariert wird. Viel zu viele Texte/Beiträge beginnen nicht mehr mit dem Wesentlichen und liefern die Details weiter hinten, sondern appellieren an Gefühle und versuchen durch reißerische Aufmachung zu fesseln. Die von der Politik geforderte Einschaltquote (Kabarettist Matthias Richling nennt sie "Einfaltsquote") ist das falsche Instrument, um den Nutzen für den Kunden zu messen.
Der Beruf des Journalisten hat also mehrfach gelitten:
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1.Von der Partnerschaft zum Redaktionsmitglied, das dem Lieferanten Aufträge erteilt - Entwertung der Freien
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2.Persönliche Zusammenarbeit ging oft verloren, damit aber Freude an der Arbeit und Kollegen
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3.Honorierung hielt nicht mit den Kosten Schritt - schleichende Selbstausbeutung
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4.Arbeitsaufwand wuchs, Arbeitsbedingungen verschlechtert (.z.B. Videojockey statt Team, Selbstfahrerstudios, Eigenproduktion, etc.)
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5.Sachfremde Erwägungen, statt Inhalten (Einschaltquote, Klicks, Trimedialität, Marketing, Corporate Identity, Internetauftritt, Facebook, Twitter). Es fällt auf, dass solche Plastikwörter inflationäre Verbreitung bekamen.
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6.Vermengung von Nachricht und Unterhaltung - Wer isst eigentlich Speiseeis mit Sättigungsbeilage?
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7.Entprofessionalisierung - jeder soll alles können. Unrealistischer geht es kaum!
Was freien Journalisten zu schaffen macht sind also:
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1.die äußeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, samt der Politik, die sie verursachte
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2.politische falsche Vorgaben (Einschaltquote)
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3.die Veränderungen im Beruf und den Medien, sowohl menschliche, als auch technische.
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4.die Entwertung unserer Arbeit, was nur zu leicht auf das Selbstwertgefühl durchschlägt
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5.zunehmende Belastung, bei sinkender Anerkennung = Gesundheits- und Beziehungsrisiko.
Wie sehr die menschliche Seite gelitten hat, kann man auch daran ablesen, dass sich vor allem bei älteren Kollegen keine Redaktion meldet und mal nachfragt, wie es denn geht, wenn man man mehrere Monate nichts angeboten und keinen Kontakt hatte. Solange wir brav unsere Leistung bringen, sind wir erwünscht, aber wenn wir spurlos verschwinden, stört das niemand. Auch nicht, wenn man 10, 20, oder 30 Jahre zusammen gearbeitet hat. Klar sind die Kollegen in den Redaktionen auch unter Druck, aber was wollen wir denn von der Arbeit? Nur Geld? Oder auch menschliche Kontakte, Anerkennung, Auseinandersetzung, Ringen und gemeinsame Arbeiten? Wenn es nur um Geld ginge, dann könnte man auch Texter machen für ab 70.- € / Std. aufwärts. Sehr viele sind diesen Weg gegangen und die Zahl der Öffentlichkeitsarbeiter stieg auch deshalb so stark an, dass heute das Verhältnis von Öffentlichkeitsarbeitern und Pressesprechern gegenüber Journalisten ungefähr 1:1 ist. Das bedeutet: Auf jeden Journalisten kommt jemand, der die Meinung und Berichterstattung im Sinne seines Auftraggebers beeinflussen möchte.
Warum haben so viele Kollegen nur dank Werbung ihr Auskommen? Ist das etwa Absicht? Um sie zu korrumpieren? Wozu braucht man überhaupt so viel Werbung? Weil man vergessen hat, wie man Kunden über Zufriedenheit an sich bindet und sie statt dessen mit immer kurzlebigeren Produkten vergrault.
Wie könnte es weiter gehen?
Ich weiß es nicht. Aber ich habe ein paar Vermutungen:
Die etablierten Medien werden weiter Nutzer verlieren, weil sie viel zu oft langweilige Allgemeinplätze liefern, statt fundierte und kritische (im Sinne von abwägend) Beiträge, so dass dem potentiellen Käufer der Nutzen nicht klar wird. Das Internet ist nicht schuld, sondern fördert nur einen Trend, der lange vor dem Internet begann.
Die Zersplitterung der Gesellschaft, die sich in den vielen Vertriebskanälen der Medien spiegelt, wird fortschreiten und eventuell bis zur Zerstörung von Gemeinwesen andauern (EU, Staaten, Länder, Gemeinden).
Die Politik ist weitgehend rat- und hilflos, wenn Multinationale Konzerne ihre Steuern nicht zahlen (egal ob legal, oder illegal) und ihr auf der Nase rumtanzen, oder über Lobbyisten gleich die Gesetze formulieren lassen, damit die Verbraucher ganz legal über den Tisch gezogen werden. Das fördert den Ruf nach dem starken Mann und den Zulauf extremer Parteien. Zugleich werden die etablierten Parteien immer austauschbarer, weil sie sich davor hüten Position zu beziehen.
Weder die Medien (siehe oben Finanzkrise), noch die Politik hat die Entwicklung verstanden oder im Griff, sondern werden von Investoren und einem Teil der Reichen vor sich hergetrieben, so dass sie ihre Aufgaben nicht im notwendigen Maß wahrnehmen. Deshalb erscheint dem kleinen Mann, der kleinen Frau die Welt immer komplizierter und undurchschaubarer, was Ängste weckt, die jene nutzen, die die Macht haben, um Löhne und Qualität der Waren noch weiter zu drücken.
Das bedeutet für viele von uns: Kein angemessenes Einkommen, Altersarmut, höheres Krankheitsrisiko, höhere Scheidungsraten und immer weniger befriedigende Arbeit, weil man das Gefühl hat, dass das, was man tut nicht das ist, was man eigentlich tun wollte, oder tun müsste (Identitätskrise).
Wünschenswert wäre, dass wir alle viel kritischer arbeiten und die Mängel in allen Bereichen des Lebens deutlicher benennen, statt Trallala, Eventkultur und Ablenkung vom Wesentlichen. Dabei wäre es wünschenswert, wenn wir dadurch nicht entmutigen, sondern durch Aufzeigen von Alternativen politischen Druck erzeugen, damit sich etwas ändert. Politik und Wirtschaft müssten spüren, dass sie Diener sind und gefälligst liefern müssen, was wir als Bürger fordern, nicht umgekehrt!
Das Bild zeigt eine Bettlerin in Stuttgart, die durch eine verbotene Demutshaltung mehr Geld zu erbetteln hofft. Auch manche Journalisten zeigen gegenüber Mächtigen solche Gesten.